Liebe/r
Weihnachten ist ein Fest der Lichter, die in die dunkle Nacht hineinleuchten. Ich mag es, in der Weihnachtszeit durch die Straßen zu gehen und aus den Fenstern Lichter warm strahlen zu sehen. Wenig ist da oft mehr, denn es braucht auch das Dunkle, um eine Kerze, ein Licht leuchten zu sehen. Anderseits, wenn viele Menschen gemeinsam Kerzen als Zeichen der Solidarität entzünden, ist jede Kerze mehr ein Zeichen der Hoffnung...
In diesem Jahr wurden von der jüdischen Gemeinde in Bremen zum ersten Mal zum Chanukka-Lichterfest öffentlich vor der Glocke die Kerzen auf einem großen Chanukka-Leuchter entzündet. Feste des Lichtes gibt es in vielen Religionen und verbindet uns über alle Religionsgrenzen hinweg. Vielleicht in der uralten, gemeinsamen Erinnerung daran, wie Menschen sich früher um das Feuer in der Mitte versammelten, sich wärmten - am Feuer und an der Gemeinschaft, sich Geschichten erzählten, Lieder sangen, aßen und tranken, feierten.
Viele versammeln sich heute um Lichter - sei es am Chanukka-Leuchter oder Weihnachtsbaum oder einfach einer Kerze auf dem Tisch. Christen erinnern sich heute an die Menschwerdung Gottes und hören die Worte des Johannesevangeliums: "Und das Licht leuchtet in der Finsternis..." Für viele sind die Weihnachtstage eine Zeit, die sie mit ihren Lieben verbringen können. Andere verbringen diese Zeit aus den verschiedensten Gründen allein. Was alle tun können, ist, bewusst eine Kerze anzuzünden, einen Moment Stille zu halten und das Herz sprechen zu lassen.
Mir ist in diesem Jahr ein Ritual wichtig geworden - einige haben es in meinen Kursen schon kennengelernt - ich selbst wurde durch die franziskanische Lebensschule "barfuß und wild" dazu inspiriert: Ich zünde morgens - manchmal auch zu anderen Zeiten - eine Kerze an, halte inne und verbinde das Licht mit einer Widmung: Für wen oder was soll dieses Licht heute hier und jetzt brennen? Und dann formuliere ich noch einen Dank für das, was mir begegnet, was mir geschenkt wird. Dieses Ritual verbindet mich mit vielen Menschen und es tut gut, in diesem Moment diese Verbundenheit zu spüren. Auch heute brennt diese Kerze auf meiner Fensterbank und ich widme sie all denen, denen ich mich verbunden fühle. Die Kerze auch für dich, . Und ich verbinde es mit einem Dank für all die Begegnungen, für Unterstützung, Ermutigung.
Egal, wie du diese Feiertage begehst, ich hoffe, dass es dir gut geht. Martina
Und weil ich von einigen die Rückmeldung bekommen habe, dass Ihnen der Text von Gianinna Wedde im letzten Newsletter so gut gefallen hat, hier noch ein Text von ihr aus dem Buch "In winterweißer Stille". Vielleicht magst du ihn in dieser Zeit "zwischen den Jahren" und auf deinen Weg ins neue Jahr lesen: In meiner Mitte Ich nehme die Vergangenheit in mein Herz, die zu mir gehört und die ich nicht ändern kann. Ich nehme die Gegenwart in mein Herz, die ich mit den erschöpften Händen forme. Ich nehme die Ungewissheit in mein Herz, das Neue, das mich erstaunt, das Fremde, das mich irritiert, das Morgen, das ich nicht kenne, die Dinge, die ich nicht ändern kann und die angenommen sein wollen.
Ich nehme die Welt in mein Herz mit ihrer Schönheit und ihren Gaben, mit ihren Fragen und Wunden, mit den Menschen, die darin leben wie ich und die ihre eigenen Kämpfe bestehen müssen, vor denen ich nur Achtung haben kann. Ich atme und werde in Gottes Atem und Werden, mit einem Licht in meiner Mitte, das alle Geschöpfe teilen.
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